Eine Software für die Umwelt

Wir kennen ihn von Klopapier, Waschmittel und Schreibblöcken – den Blauen Engel. Jetzt wurde mit dem PDF-Reader Okular erstmals eine Software mit dem Umweltsiegel des Umweltbundesamtes ausgezeichnet.

Man kennt ihn von verschiedenen Produkten, vom Recyclingpapier bis zum Toaster: Der Blaue Engel kennzeichnet seit 1978 besonders umweltschonende Produkte. Vergeben durch das Umweltbundesamt ist das Siegel als Teil des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) in Deutschland. Als weltweit erste Software hat Okular, ein Programm zum Betrachten von Text-, Bild- und eBook-Dateien (vergleichbar mit Adobe Reader und Apple Vorschau), den Blauen Engel für Ressourcen- und energieeffiziente Softwareprodukte erhalten.

Open Source & umweltschonend

Okular wurde von der internationalen Entwicklungsgemeinschaft KDE programmiert, die sich der Entwicklung und Verbreitung von freier Open-Source-Software verschrieben hat. Dabei handelt es sich um Programme, deren Quellcode frei einsehbar ist. Das heißt die Software Okular unterliegt nicht dem Monopol eines Unternehmens, wie Microsoft, Google oder Apple, sondern Programmiererinnen und Programmierer können den Quellcode bearbeiten, weiterentwickeln und weitergeben, z. B. um die Software nach gemeinsamen Wünschen aus der Community anzupassen oder zu verbessern. Die Gemeinschaft KDE hat bereits zahlreiche Programm für die freien, offenen Betriebssysteme Linus und Unix entwickelt, bietet aber auch Software für Windows etc. an.

Okular wurde mit dem Blauen Engel als energieeffizient, ressourcenschonend und transparent ausgezeichnet. Das heißt, dass es bei gleicher Hardware die gleichen Funktionen bspw. mit weniger Stromverbrauch als vergleichbare Programme ausführt. Neben der Energieeffizienz spielen für das Umweltsiegel aber auch Kriterien wie Transparenz, Werbefreiheit und Kompatibilität mit älterer Hard- und Software eine wichtige Rolle. Okular kann als Open-Source-Produkt also auch da punkten und geht damit wichtige Schritte in Richtung nachhaltiger Software.

Ein Zeichen gegen Software-Obsoleszenz

Mit dem Blauen Engel für Softwareprodukte soll vor allem auch ein Zeichen gegen die sogenannte Software-Obsoleszenz gesetzt werden. Das ist ein Phänomen, das wir alle kennen: durch immer neue Software können wir unsere eigentlich funktionstüchtige Hardware wie Computer, Tablets oder Smartphones oft schon nach ein paar Jahren nicht mehr so gut oder gar nicht nutzen, weil die Software immer mehr Ressourcen wie Rechenleistung und Energie braucht, um noch zu funktionieren.

Da selbst vergleichbare Softwareprogramme auf einen zweiten Blick häufig einen großen Funktionsunterschied aufweisen, werden für die Vergabe des Blauen Engels immer Vergleich durchgeführt, die sich wiederholen und dokumentieren lassen. Das sind zum Beispiel geskriptete Interaktionen, die immer dem gleichen Schema folgen, bspw. den Schritten: Programm starten > Dokument öffnen > Funktion xy ausführen > Dokument speichern & schließen > 10x wiederholen. Diese Abläufe werden von allen Software-Kandidaten unter gleichen Bedingungen und gleicher Hardware durchgeführt, um eine Vergleichbarkeit des Ressourcenverbrauchs zu erlangen.

Im Vergleich von funktionsgleichen Softwares hat sich also Okular als diejenige herausgestellt, die am ressourcenschonendesten arbeitet. Damit ist sie nicht nur die erste öko-zertifizierte Software der Welt, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung einer transparenten und nachhaltigen Digitalisierung.

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