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Daten sind das neue Gold – der Ausspruch kommt nicht von ungefähr. Die Datenökonomie der EU wird für 2025 auf 3% ihres Bruttoinlandsprodukts geschätzt, das sind etwa 600 Milliarden Euro. Doch wer profitiert eigentlich davon? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Initiative polypoly.
Was sind unsere Daten eigentlich wert? Wieviel Geld kann ein Unternehmen z. B. mit einem Namen, einer Adresse und einem Geburtsdatum verdienen? Wieviel mit Millionen solcher Datensätze? Und warum bekommen diejenigen nichts dafür, denen die Daten eigentlich gehören? Diese Fragen wirft die Initiative polypoly auf, die für eine demokratische, nachhaltige und faire Datenökonomie in Europa eintritt.
Im Zentrum steht die Idee der Dezentralisierung der Datenökonomie, d. h. dass Daten künftig nicht mehr in den Händen großer Tech-Unternehmen landen sollen, sondern zurück in den Besitz derjenigen gehen, die sie erschaffen: Nutzerinnen und Nutzer. Ein erster Schritt auf diesem steinigen Weg ist die App polyPod.
Die Idee von polyPod ist es, die Hoheit über die eigenen Daten zurückzugewinnen. Aktuell ist es mit der kostenlosen App möglich, einzusehen, welche Daten Unternehmen wie Facebook und Google zu einem Profil gesammelt haben. Das geht aktuell noch etwas umständlich über eine schriftliche Anleitung, weil die Daten erst bei den Unternehmen angefragt und dann in die App importiert werden müssen.
Künftig soll es aber in der App möglich sein, die eigenen Daten zu verwalten und zu vermieten. Ziel ist es, dass eingesehen werden kann, wo welche Daten liegen und diese bei Bedarf zu löschen, bzw. zurückzuholen. Denn die Daten sind dann im Besitz der Nutzerinnen und Nutzer der App, die entscheiden können, welches Unternehmen ihre Daten bekommt und welches nicht. Langfristig soll es dann möglich sein, die persönlichen Daten ganz oder teilweise zu vermieten und so zu entscheiden, wer wann und in welchem Umfang persönliche Daten nutzen kann.
Eine gewisse Transparenz ist theoretisch bereits durch die europäische Datenschutz-Grundverordnung gesichert, die immerhin rechtlich festhält, dass auf Nachfrage der Nutzerinnen und Nutzer offengelegt wird, welche Daten ein Unternehmen gesammelt und verarbeitet hat und dass diese auf Verlangen gelöscht werden. Faktisch lässt sich aber nicht prüfen, ob ein Unternehmen die Daten wirklich löscht oder diese doch weiter zu Geld macht. Und außerdem gilt die DSGVO zwar in Europa und damit auch für hier angebotene Services, verliert aber ihre Wirkung für Server im nicht europäischen Ausland, zu denen die Daten häufig gesendet werden.
Warum aber sollten sich Unternehmen darauf einlassen, die Daten wieder in die Hände der Nutzerinnen und Nutzer zu geben? Die Antwort ist eigentlich ganz simpel: Qualität statt Quantität. Denn die Daten, die Unternehmen nach diesem Modell bekommen, sind aktuell, vollständig und zuverlässig. Und es sind auch nur die Daten, die wirklich interessant sind für ein Unternehmen, frei vom Ballast unnützen Datenabfalls, der nur Rechenkapazitäten und Energie frisst. Außerdem fällt damit die Verwendung von aufwendigen und teuren Systemen für die Kundenpflege weg, da die Daten von sich aus gepflegt und auf dem aktuellen Stand sind. Unternehmen sparen sich also viel Zeit und Geld.
Die europäische Initiative hinter der polyPod-App heißt polypoly. Sie hat das Ziel, die europäische Datenökonomie nachhaltig, fair und transparent zu machen. polypoly teilt sich in drei Sparten: Das Unternehmen, das die ökonomische Infrastruktur aufbaut, die Kooperative, die die App und andere Plattformen entwickelt und die Genossenschaft, die Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit gibt, die Idee zu unterstützen und davon zu profitieren.
Langfristig sollen so auch Einnahmen für Privatpersonen generiert werden. Wer Mitglied der Genossenschaft ist, profitiert anteilig an den Gewinnen. Die Geschäftsführerin und Mitbegründerin Sabine Seymour betont, dass die Genossenschaftsform verhindert, dass polypoly von großen Unternehmen einfach aufgekauft wird, denn jedes Mitglied hat nur eine Stimme, unabhängig von den Anteilen, die gekauft wurden. Das ist wichtig, denn das Ziel der Initiative ist ein hehres und der Weg dahin kein einfacher, insbesondere, weil aktuelle Geschäftsmodelle rund um Daten monopolitisch und für einige Tech-Giganten hochprofitabel sind. Umso wichtiger ist die Aufgabe, den Datenmarkt zu dezentralisieren und zu demokratisieren und in dem Zuge ein faires und nachhaltiges Wirtschaften mit Daten zu etablieren.
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