Der große Traum, der eigene PC – und damit die Zerstörung des Establishments; das war die Utopie von vielen, die 1969 die Mondlandung sahen. Dass der Mensch das geschafft hatte, befeuerte den Glauben an die Unaufhaltsamkeit des Technologie-Zeitalters und des Computers – denn ohne die Computer wäre die Mondlandung unmöglich gewesen; auch wenn jedes Smartphone von heute mehr Rechenleistung besitzt, als die gesamte Apollo-11-Mission.
Viele der späteren großen Computer-Pioniere arbeiteten damals für klassische Technologiefirmen wie IBM, Intel oder AT&T und bauten dort an Großrechnern, wie denen, die die Mondmission möglich gemacht hatten, träumten aber insgeheim von ihrem eigenen Computer zuhause. Das Ziel dieser Idealisten war, die Großrechner-Monopolisten vom Thron zu stoßen. Was natürlich – vor allem nach der Mondlandung – nach einer verrückten Idee aussah.
IBM, der damals größte Computer-Hersteller, war 1969 eine sehr elitäre, konservative, alteingesessene Institution, die die Möglichkeiten der IT-Technik nur bei der Nutzung durch Expert*innen und Wissenschaftler*innen und Entscheider*innen sah. Das kreative, freiheitsstiftende Potential von IT beschnitt der Konzern damals konsequent. Hätte sich die IT-Branche so weiterentwickelt, wie damals von IBM gewünscht, wäre das einer Realisierung der Orwellschen Fantasien schon recht nahegekommen.
Dass der Computer stattdessen eine spektakuläre Karriere als kulturelles Befreiungsinstrument machen sollte, war ein paar Träumern von der Westküste zu verdanken. Die meisten dieser Tech-Hippies wussten gar nicht, was sie eigentlich mit einem eigenen Computer machen sollten. Aber sie wollten einfach einen, um zu schauen, was er ihnen und der Menschheit bringen könnte. Das Manifest dieser Bewegung war in gewisser Weise Ted Nelsons Essay „Computer Lib“, der 1974 erschien. Nelson stellte damit den Computer als ein Alltagswerkzeug vor, das jeder besitzen sollte, um eine Art Gegengewicht zu so etwas wie Big Brother, also zu Banken, Regierungen und den undurchsichtigen IBMs der Welt, zu bilden. Als etwas Emanzipatorisches für ganz normale Leute: Der Computer als „Fantasy Amplifier“ sozusagen.
Und genau so etwas gab es dann erstmals ein Jahr später tatsächlich. 1975 kam mit dem Altair 8800 der erste Personal Computer der Welt auf den Markt. Gebaut wurde er von der Firma MITS (Micro Instrumentation and Telemetry Systems) und kostete 395 US-Dollar. Damit schien der Traum der Hippies möglich. Und der Homebrew Computer Club, den Fred Moore und Gordon French 1975 gründeten, wurde zum Sammelbecken der begeisterten Pioniernutzer des Altair 8800 und all der Nerds, die sich für die Idee des Home Computing begeistern konnten. Der Club traf sich an der Stanford Universität, geleitet von Lee Felsenstein (der das Megafon erfunden hatte). Er war eine Gemeinschaft des kreativen Austauschs über diese faszinierende, inspirierende, utopische Technologie des PC; und was für die Homebrew-Leute selbstverständlich war: Software und Hardware sollten für alle da sein – Open Source also.
Aber dann kam das Geld ins Spiel und beim Homebrew Club flatterte ein sehr wütender Brief von einem gewissen Bill Gates herein…