Im Testhaus im neuen smarten Quartier in Berlin ist der Strom weg, Alexa reagiert nicht mehr richtig und Smart City Manager Turek ärgert sich, dass er im Dunkeln seine Smartwatch nicht findet. Die Szene ist entstammt Niklas Maaks Roman Technophoria (Hanser 2020). Ein vielgelobtes Buch, das einen Blick hinter die Kulissen einer Firma wirft, die intelligente, vernetzte Städte baut. Driessen, ihr Chef ist eine Art Elon Musk, der überzeugt ist, dass sich alle Probleme mit besserer Technologie lösen lassen. Manager Turek muss die Zukunftsvisionen der Firma verkaufen. Das neuste Projekt: die Qattara-Senke in Nordafrika fluten, den Meeresspiegel senken, dadurch das Klima retten und nebenbei Milliarden verdienen.
Niklas Maak spielt in seinem Roman durch, wie es wäre, wenn die Frage nach der Zukunft unserer Städte hauptsächlich in der Hand von Unternehmern wie Driessen läge und wie sich Größenwahn, Technik-Euphorie und Unbedarftheit der Tech-Branche auf unseren Alltag auswirken.
Turek stürzt seine Arbeit in eine Sinnkrise. Daran ist aber auch seine Freundin Aura nicht ganz unschuldig, die sich von ihm trennt, um in einer Aussteiger-Kommune ohne Handyempfang zu leben.
Technophoria steht in einer Reihe mit zahlreichen Romanen der letzten Jahre, die versuchen die großen Fragen, die die Digitalisierung aufwirft, zu diskutieren. Martin Walkers Germany, Frank Schätzings Tyrannei des Schmetterlings, Jonas Lüschers Kraft oder auch Marc-Uwe Klings Qualityland sind keine düsteren Dystopien wie George Orwells 1984, aber sie erzählen vom digitalen Wandel und seinen möglichen Folgen und spielen durch, wohin er unsere Gesellschaft führen könnte, wenn die kritische Auseinandersetzung zu kurz kommt.
In der Hauptsache sind alle erwähnten Romane aber zunächst wunderbare Unterhaltung und daher auch prima als Weihnachtsgeschenke geeignet.