Der Soester Mitmachgarten als Forschungsobjekt für die Stadtplanung? Für Anastasia Schubina keine irritierende Frage. Sie ist eine von 13 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Promotionskollegs „Mittelstadt als Mitmachstadt“. Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Fachgebiete beschäftigen sich darin mit den Besonderheiten von Mittelstädten, wie auch Soest eine ist. Besonders im Fokus stehen Prozesse des Mitmachens, also der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Zukunftsgestaltung von urbanen Räumen.
Für Anastasia Schubina besonders interessant ist das Thema Aneignung: wie erobern sich Menschen bestimmte Räume in der Stadt und gestalten sie? Welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein und welche Rolle spielt die Verwaltung dabei? Gibt es bei Aneignungsprozessen Unterschiede zwischen Großstädten, Mittelstädten und Kleinstädten? Der Mitmachgarten Soest ist hier ein gutes Beispiel. Er trägt das Motto des Forschungskollegs nicht nur im Namen, sondern ist auch ein Ort der Aneignung. Denn hier gestalten Bürgerinnen und Bürger ihre Stadt.
Für die Soester Verwaltung sind die Fragen, die durch das Kolleg aufgeworfen werden, hochrelevant. Denn darin die Soesterinnen und Soester zum Mitmachen an der Zukunftsgestaltung einzuladen und ihnen die entsprechenden Spielräume dafür zu geben, liegt ein wichtiger Schlüssel bei der Umsetzung der Klimaneutralen Smart City – dem neuen Soester Zukunftsprogramm.
Daher beteiligt sich Soest als eine von 38 Kommunen deutschlandweit am dem Forschungskolleg Mittelstadt als Mittmachstadt. Neben Anastasia Schubina untersuchen noch weitere Doktorandinnen und Doktoranden Soest. So untersucht Marie Graef den Umgang von Mittelstädten mit dem Klimawandel und fragt, welche Rolle Suffizienz dabei spielt, also Maßnahmen, die auf Genügsamkeit, Sparsamkeit und auch Verzicht zielen.
In der letzten Woche haben Graef, Schubina und ihr Kollege Lukas Weber Soest im Rahmen ihrer Untersuchungen für mehrere Tage besucht, haben Interviews mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt geführt und sich für sie spannende Orte in der Stadt genauer angesehen. Neben dem Mitmachgarten Soest auch die Gräfte, das Stadtlabor oder die Skateanlage im Stadtpark. Die drei werden in den nächsten Jahren noch mehr Soest-Besuche machen und auch selbst Mitmach-Aktionen in der Stadt umsetzen.
Neben den Forschungsergebnissen profitiert Soest auch von der Vernetzung mit den anderen Mittelstädten, die durch das Kolleg angestoßen wird. Mit Geseke und Plettenberg sind noch zwei weitere Kommunen aus Südwestfalen mit dabei.
Das Kolleg Mittelstadt als Mitmachstadt wird von den Universitäten Aachen, Potsdam und Stuttgart durchgeführt und von der Robert Bosch Stiftung gefördert. Mehr Infos unter: http://www.mittelstadtalsmitmachstadt.de/