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  • Abbild eines Dashboards

    Bildquelle: Stadt Soest

„Es soll einfach alles funktionieren“ – Die Idee vom smarten Haus mit Soester Daten

Erstellt am: 18.06.2024

Im Rahmen des Projekts „BürgerWOLKE“ wurde die Stadt Soest mit 100 Klima-Sensoren ausgestattet, die täglich Daten über das Soester Klima sammeln. Diese Daten werden allen über ein Dashboard öffentlich zur Verfügung gestellt. Wir sind mit Maximilian Brand ins Gespräch gekommen, der die öffentlich zugänglichen Daten der Wetterstation der Stadtwerke nutzt, um sein Haus smart zu machen.

Hallo Maximilian, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, heute mit uns über dein smartes Zuhause zu sprechen. Kannst du dich kurz vorstellen und uns erzählen, wie du zu diesem Thema gekommen bist?

Maximilian: Hallo, gerne! Ich bin Maximilian, 31 Jahre alt und Vater von drei Kindern. Ich bin Informatiker und arbeite bei einem Service Provider im Bereich Automatisierung von Rechenzentren. Seit wir in ein größeres Haus in Soest gezogen sind, habe ich mich intensiver mit dem Thema Smart Home beschäftigt. Das ist eigentlich eine große Spielwiese für mich (lacht). Besonders interessiere ich mich für energieeffizientes Leben und die Automatisierung von alltäglichen Prozessen. Wir haben zum Beispiel eine PV-Anlage auf dem Dach und fahren ein E-Auto. Das Auto lädt nur, wenn es gerade sonnig ist oder gerade genügend günstiger Strom vorhanden ist. Ich versuche alles so smart wie möglich zu machen, damit ich gar nicht darüber nachdenken muss.

Das klingt spannend! Welche Rolle spielen denn die öffentlich zugänglichen Wetterdaten für dein Smart Home?

Maximilian: Eine sehr große! Die Daten sind eben da. Sobald Daten offen zur Verfügung stehen, kann ich sie auch auslesen und für die eigenen Zwecke nutzen. Zum Beispiel lasse ich meine Rollläden automatisch herunterfahren, wenn die Beleuchtungsstärke unter 200 Lux fällt. Das funktioniert, ohne dass ich ständig eingreifen muss.

Wie hast du es geschafft, diese Daten in dein Smart Home-System zu integrieren?

Maximilian: Den Sensor zu finden war simpel. Aber herauszufinden, wie ich die Daten automatisiert auslesen kann, das war eher die Herausforderung. Zuerst habe ich mir die Karte im Dashboard angeschaut, um den nächstgelegenen Sensor zu finden. Dann habe ich ein Skript geschrieben, das die Daten alle fünf Minuten abruft und in mein System einspeist. So bekomme ich regelmäßig aktualisierte Informationen über z. B. Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Beleuchtungsstärke.

Welche Software nutzt du für die Automatisierung deines Smart Homes?

Maximilian: Ich nutze Home Assistant, eine Open-Source-Software, die kostenlos ist. Über Home Assistant kann ich praktisch alles miteinander vernetzen – von den digitalen Sprachassistenten bis hin zu den Wetterdaten.

Das klingt wirklich praktisch. Gibt es auch Anwendungen, die du noch umsetzen möchtest?

Maximilian: Ja, definitiv. Am meisten nutze ich derzeit die Daten zur Beleuchtungsstärke, aber Niederschlag ist zum Beispiel auch spannend. Ich plane, die Bewässerung des Gartens zu automatisieren, sodass nur gegossen wird, wenn es nicht regnet. Es gibt so viele Möglichkeiten, Dinge noch smarter und effizienter zu gestalten. Über die Daten Luftfeuchtigkeit und Temperatur, weiß ich zum Beispiel, ob der Taupunkt draußen oder drin höher ist und ob es Sinn macht das Badezimmer zu lüften. Ich will mir vielleicht eine kleine Ampel bauen, die mir dann anzeigt, wann es Sinn macht. Oder man könnte auch nach der Windgeschwindigkeit schauen. Bei einem Sturm könnten die Rollos hochfahren. Ich muss aber natürlich auch immer gucken, dass wir das irgendwie familientauglich hinkriegen, damit nicht die Kinder wach werden, weil es nachts stürmt und das Rollo hochfährt. Alles soll einfach funktionieren, ohne dass ich darüber nachdenken muss.

Wie gehst du mit fehlerhaften Daten um?

Maximilian: Manchmal gibt es Ausreißer, die ich herausfiltern muss. Ich vergleiche die Daten dann mit denen der umliegenden Sensoren. Das kostet zwar etwas Zeit, aber meistens nehme ich erstmal alle Daten und optimiere bei Bedarf später.

Denkst du, dass auch Menschen ohne technischen Hintergrund solche Systeme nutzen können?

Maximilian: Auf jeden Fall. Die Grundlagen der Automatisierung sind nicht schwer zu verstehen. Es geht oft nur um einfache „Wenn-Dann“-Regeln. Also zum Beispiel lege ich fest, dass mein Gartenlicht nur automatisch angeht, wenn der Luxwert unter 200 fällt und die Gartentür offen ist. Es gibt für alles einen Adapter und Home Assistant macht es einfach, verschiedene Geräte und Datenquellen zu integrieren.

Vielen Dank für die Einblicke, Maximilian. Es ist beeindruckend zu sehen, wie du offene Daten nutzt, um dein Zuhause effizienter und komfortabler zu machen. Hast du zum Abschluss noch einen Tipp für unsere Leser, die sich für ein smartes Zuhause interessieren?

Maximilian: Es gibt viele kleine Projekte, die man mit offenen Daten umsetzen kann. Man muss einfach gucken, was der eigene Use Case ist – also was will ich oder brauche ich. Persönlich ist mein Haupt Use Case, wie gesagt, den Eigenverbrauch zu optimieren. Ich messe zum Beispiel auch den Stromverbrauch von Waschmaschine und Trockner, um zu wissen, wann sie fertig sind. Denn der Timer ist nicht sehr zuverlässig. Wenn der Verbrauch sinkt, gibt es eine Durchsage im Haus. Besonders mit Kindern ist das sehr praktisch. Oder ich kann über meinen Kalender prüfen, wann ich im Home Office bin und dementsprechend die Heizung steuern. Das macht ja keinen Sinn, dass ich den ganzen Tag heize, aber im Büro sitze. Ich bin auch immer am überlegen, wie man Sachen noch schlauer machen kann. Zum Beispiel könnte die Heizung immer runterfahren, wenn die Familie 20 km entfernt ist, denn ein leeres Haus muss nicht geheizt werden. Also man musst halt einfach immer gucken, welche Daten hat man und was will ich damit anstellen. Experimentiert mit verschiedenen Automatisierungen. Es macht Spaß und man sieht schnell die Vorteile im Alltag.

Danke für das Gespräch, Maximilian! Wir haben ein gutes Bild bekommen, wie man öffentlich zugängliche Daten für das eigene Smart Home nutzen kann.

Maximilian: Sehr gerne. Ich hoffe, ich konnte ein bisschen neugierig auf das Thema machen.